Pakufol: Abfallsäcke aus
100 Prozent Recyclingmaterial
Seit 30 Jahren ein
nachhaltiges Konzept
Anfang des Jahres ist die
Firma Pakufol von Sinsheim bei Heidelberg in das 20 km entfernte Siegelsbach
gezogen Das Unternehmen, das Müllsäcke zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial
produziert, vergrößerte sich von 7.000 Quadratmetern auf rund 100.000
Quadratmetern Gesamtbetriebsfläche. Warum das Unternehmen so viel Platz
benötigt und wie der Produktionsprozess für Müllsäcke abläuft, das hat
REINIGUNGS MARKT bei einem Besuch erfahren.
„Vor
rund 30 Jahren hat alles angefangen, als 1-Mann-Firma. Da war das Thema
Recycling aber noch keine große Sache. Da war ich einer der ersten“, erinnert
sich Inhaber Peter Depner an die Anfänge. Als Werkzeugmacher, mit zwei Jahren
Erfahrung in der Recycling-Firma des Bruders und einer Fülle an Kontakten,
gründete er in Sinsheim die Firma Pakufol. Pakufol: Das steht für Papier,
Kunststoff, Folie. „Ja, am Anfang war noch Papier dabei“, erzählt Depner. Doch
immer mehr zeichnete sich ab, dass die Herstellung von Abfallsäcken das
Geschäft der Zukunft für den gebürtigen Frankfurter, der aber in der Pfalz
aufgewachsen ist, sein wird. Er wollte es anders machen als der Bruder, sagt er
über die Beweggründe für die eigene Firma. „Ich wollte kein Rohstoff
herstellen, sondern das Endprodukt, man ist austauschbar als
Rohstofflieferant“, so Depner. Doch zunächst handelte er selbst noch mit
Säcken, dann aber ging eine Firma in der Schweiz pleite, die Müllsäcke
produzierte, und das war die Chance für Depner. „Ich konnte die Firma und die
Maschinen kaufen. Wenn also eine Lücke in der Produktion war, dann konnte ich
selbst produzieren“, so Depner, der in den Anfangsjahren selbst die Maschinen
einrichtete und bediente. Er setzte schon damals ausschließlich auf
Recyclingware. „Das war wesentlich günstiger als Neuware, von dem heutigen
Recycling und der Nachhaltigkeit war da noch nicht die Rede. Wir aber haben
schon seit 20 Jahren den Umweltengel auf den Produkten und wir sind die
einzigen, die mit 100 Prozent aus Recyclingmaterial in Deutschland arbeiten.“
Recycling und Nachhaltigkeit, damals noch eine Nische. Heute nicht mehr, denn
auch die Kunden verlangen von den Herstellern und Lieferanten eine nachhaltige
Wertschöpfungskette. „Wir haben gerade einen Großkunden gewonnen, da wir zu 100
Prozent aus Recyclingmaterial produzieren. Das war für ihn der ausschlaggebende
Punkt für den Auftrag“, freut sich Depner, der viele Discounter zu seinen
Kunden zählt. Bis Ende 2013 war man Standort in Sinsheim. Dahin ist Depner
gezogen, da man dort vor rund 30 Jahren günstig an Grundstücke kommen konnte.
Doch im Laufe der Zeit wurde es dem Unternehmen zu klein, schließlich hat man
ein ständiges Wachstum zu verzeichnen. „Da hatten wir einfach keinen Platz
mehr. Es war zu eng.“, erläutert Depner den Umzug nach Siegelsbach. Das ist 20
km entfernt von Sinsheim. „Wir haben lange gesucht, bis wir hier etwas gefunden
haben“, erzählt der Geschäftsführer. Mit „etwas gefunden“ meint Peter Depner
ein 100.000 Quadratmeter großes Areal am Rande von Siegelsbach. Ein großer
Sprung, wenn man von 7.000 Quadratmetern auf diese Größe geht. Das Gelände ist
ein ehemaliges Militärgelände, das von der Bundeswehr genutzt worden ist. Und
das sieht man noch ein wenig. Ein massives graues Stahltor ist am Eingang des
Geländes am Waldrand. Eine frisch geteerte Straße führt dann nach ein paar
hundert Meter auf das bisher bebaute Firmengelände. Drei große neugebaute
Gebäude und zwölf alte Lagerhallen sind jetzt im Besitz der Firma.
„Der
Umzug war eine Menge Arbeit. Wir mussten bei laufendem Betrieb umziehen. Ich
hatte ja Verträge einzuhalten. Also haben wir die Maschinen abgebaut, die
gerade nicht benötigt wurden und die anderen haben wir auf volle Leistung
laufen lassen. Und die Maschinen dann hier in Siegelsbach sofort wieder
aufgebaut. Das war eine logistische Herausforderung.“ Und auch jetzt wollen die
Kunden nicht warten. Dafür hat Depner ein Lager. Zwölf Hallen, in denen früher
Panzer auf ihren Einsatz warteten, stehen dafür zur Verfügung. „Darin haben wir
rund 2000 Tonnen Folien gelagert. Das ist ein Vorrat für sechs Wochen“, erläutert
Depner und zeigt beim Rundgang vom kleinen, spartanischen Besprechungsraum über
das Betriebsgelände, auf die braunen Hallen, die ein wenig an Heuschober
erinnern. Hier lagern auf Euro-Palletten Folien zusammengepresst. „Wir wissen
nie, wieviel Material wir bekommen und vor allem welche Qualität das Material
hat.“ Das könne man, so Depner beim Gang in die erste Halle, nur nach dem
Waschen erkennen. Ein beißender Geruch steigt in die Nase. Der typische Geruch,
wenn Plastik erwärmt und dann zu Granulat verarbeitet wird. Die Folien werden
hier erst auf Transportbändern in die Waschung gefahren, dann zerkleinert und
dann zu Granulat verarbeitet. Meistens in das charakteristische
Müllbeutel-Blau. Die Granulat-Splitter schießen aus dem letzten Rohr der
Maschinen. Weiterverarbeitet wird es dann in der größten Halle auf dem
Firmengelände. Hier stehen zwei große Stahlungetüme (15 und 18 m). Die
Maschinen machen laute, aber noch ertragbare Geräusche. Es riecht nach
erhitztem Plastik. Es ist warm in der Halle. Hier wird das Granulat erhitzt und
steigt wie ein dünner Heißluftballon in die Höhe, in die Form der Säcke
gepresst und dann von oben herunter auf eine Art Wasserfall auf dem Boden zu
einer Rolle zusammengelegt. Und das in verschiedenen Farben: das typische Blau,
Schwarz, Gelb, Rot und Weiß. Es können sogar während dieses Prozesses ein Label
oder eine andere Grafik auf die Säcke gedruckt werden. „Das Labelling kann
Pakufol für die Kunden übernehmen“, so Depner. Dafür stehe eine Grafikabteilung
bereit. Die fertigen Rollen lagern in einer großen Halle nebenan. Eine normale
Familie würde wahrscheinlich mit einer Rolle alle drei Generationen ein ganzes
Leben lang mit Müllsäcken versorgt sein. Eine Halle weiter werden die Rollen auf
Bändern in die gewünschten Portionen geschnitten, das Zugband eingeschweißt und
verpackungsfertig gemacht. Überwacht von Menschenhand. Für die Abschlüsse der
Firma sind die Hand und der Handschlag von Peter Depner verantwortlich. „Zu
unseren Kunden gehören zu 50 Prozent Unternehmen und Institutionen, die mit der
Reinigung oder der Hygiene zu tun haben. Der Rest geht in die Industrie, wie
Supermärkte.
Pakufol
hat eine Exportquote von 20 Prozent. „Seit rund 10 Jahren sind wir als
Exporteur tätig. Hauptsächlich in die Länder Österreich, Frankreich, Belgien
und Holland.“
Der
Umzug und auch die gesamte Firmenstrategie sind auf Wachstum ausgerichtet.
Irgendwann will Depner seiner Tochter Katrin das Unternehmen übergeben. Doch
vorerst ist nur ein kleines Wachstum vorgesehen. Am Rand einer Halle ist eine
Fläche für den Bau eines Bürogebäudes geplant. Ende des Jahres will man fertig
sein.
(reinigungsmarkt.de)
(reinigungsmarkt.de)
Aus diesem Plastikmüll-Berg werden unter anderem Müllsäcke hergestellt. |
So sieht es im Lager aus. |
Ein Teil des Unternehmensgelände auf einem ehemaligen Militärgelände |
Noch sind es keine Säcke, aber die Farbe ist schon mal da. |